Güngör zu den aktuellen Arbeitsmarktzahlen

Die aktuell veröffentlichten Arbeitsmarktzahlen für Thüringen zeigen eine alarmierende Entwicklung: Die Arbeitslosenquote ist von 6,2 Prozent im Dezember 2024 auf 6,6 Prozent im Januar 2025 gestiegen. Das entspricht 72.500 arbeitslos gemeldeten Menschen, also 4.500 mehr als im Dezember. Besonders besorgniserregend ist jedoch die Unterbeschäftigungsquote, die aktuell bei 8,0 Prozent liegt. Unterbeschäftigung umfasst nicht nur offiziell arbeitslose Menschen, sondern auch diejenigen, die sich in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen befinden oder aus anderen Gründen nicht als arbeitslos gezählt werden, obwohl sie faktisch keine reguläre Beschäftigung haben. Zu den offiziell arbeitslos gemeldeten kommen also noch einmal 13.341 Frauen und Männer hinzu, die bei der offiziellen Arbeitslosenquote fehlen.

Lena Saniye Güngör, die arbeitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag, erklärt dazu: „Wenn acht Prozent der Menschen in Thüringen von Arbeitslosigkeit oder unsicherer Beschäftigung betroffen sind, dann zeigt das, dass unser Arbeitsmarkt auf strukturellen Defiziten fußt. Diese Realitäten müssen alle politischen Akteur:innen zunächst einmal anerkennen.“

Das Abstellen auf typische saisonale Effekte im Januar reiche als Erklärung nicht aus, so die Fachpolitikerin. „Zumal diese Effekte ja auch Ursachen haben und Ausdruck des Gesamtproblems sind. Tatsache ist doch, dass auch langfristige strukturelle Probleme bestehen – etwa fehlende tarifgebundene Arbeitsverhältnisse oder die hohe Zahl befristeter Jobs. Nur noch ein Bruchteil der Beschäftigten in Thüringen“, so Güngör, „profitiert von Tarifverträgen.“

Auch die hohe Zahl an befristeten Jobs in Thüringen verhindere langfristige wirtschaftliche Stabilität für viele Familien, erläutert die Abgeordnete. Die Politik müsse klare Leitplanken setzen, um den Trend zur Prekarisierung zu durchbrechen. „Dazu gehören eine Stärkung der beruflichen Aus- und Weiterbildung, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie eine nachhaltige Innovationsförderung, um zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen. Die Landesregierung muss Qualifizierungs- und Weiterbildungsprogramme ausbauen, statt mit kurzfristigen Maßnahmen bloß Statistiken zu kaschieren, ohne nachhaltige Perspektiven zu schaffen“, fordert Güngör.

„Diese Zahlen zeigen, dass eine konsequente arbeitsmarktpolitische Steuerung nötig ist, um zukünftige Herausforderungen zu meistern. Besonders die unter Rot-Rot-Grün installierten Thüringer Arbeitsmarktprogramme haben gezeigt, dass gezielte Förderung und soziale Absicherung wirksam gegen Arbeitslosigkeit und Unsicherheit helfen können. Diese Programme gilt es nun zu verstetigen und auszubauen – sie dürfen nicht dem Rotstift der laufenden Haushaltsverhandlungen zum Opfer fallen. Die Zukunft von tausenden Menschen in Thüringen hängt davon ab, dass wir an diesen bewährten Maßnahmen festhalten und sie weiterentwickeln. Meine Fraktion und ich werden weiter dafür kämpfen, dass gute Arbeit und soziale Absicherung nicht als Privileg, sondern als Recht verstanden werden“, so Güngör.