Immer mehr Rentnerinnen und Rentner müssen in Thüringen weiterarbeiten

In Thüringen gehen immer mehr Menschen auch im Rentenalter einer Erwerbstätigkeit nach – häufig nicht aus freien Stücken, sondern aus finanzieller Not. Laut aktueller Zahlen der Bundesagentur für Arbeit arbeiteten im vergangenen Jahr rund 33.100 Altersrentnerinnen und Altersrentner weiter, ein Anstieg um fast 57 Prozent im Vergleich zu 2014. Besonders alarmierend: Mehr als zwei Fünftel dieser Menschen gaben an, dass sie auf das Einkommen angewiesen sind. Besonders betroffen sind Berufsgruppen mit niedrigen Löhnen, etwa in der Zustellung, Lagerwirtschaft, Reinigung und Sozialarbeit – Tätigkeiten, die körperlich belastend und schlecht bezahlt sind.

„Es ist ein sozialpolitischer Skandal, dass in Thüringen immer mehr Rentnerinnen und Rentner gezwungen sind weiterzuarbeiten, weil ihre Rente zum Leben nicht reicht. Das ist kein Zeichen für ein aktives Altern, sondern für ein massives Rentenproblem“, moniert Lena Saniye Güngör, arbeitspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Thüringer Landtag.

„Besonders betroffen sind Rentnerinnen und Rentner, die in prekären und oft körperlich anstrengenden Berufen tätig waren. Männer arbeiten im Alter besonders häufig als Fahrer im Straßenverkehr, in der Lagerwirtschaft und bei Zustelldiensten, während Frauen vor allem in Büro- und Sekretariatsarbeiten, in der Reinigung sowie in der Erziehung und Sozialarbeit weiterhin beschäftigt sind – oft als Minijobberinnen oder Minijobber, mit schlechter Bezahlung und ohne soziale Absicherung“, konstatiert Katja Maurer, sozialpolitische Sprecherin.

„Dass Menschen im Alter Zeitungen austragen, Pakete ausliefern oder Waren in Lagerhallen schleppen müssen, um über die Runden zu kommen, zeigt vor allem eins ganz deutlich: dass unser Rentensystem versagt“, so Güngör weiter.

Die Fraktion Die Linke fordert deshalb eine umfassende Bekämpfung von Altersarmut. „Wir brauchen eine armutsfeste Mindestrente sowie eine Erhöhung des Mindestlohns, eine Aufwertung von Niedriglohnberufen und eine Reform der Minijobs, damit aus Altersarbeit keine Zwangsarbeit wird. Wer jahrzehntelang gearbeitet hat, muss sich seinen Ruhestand leisten können – ohne schuften zu müssen!“, betonen die Abgeordneten abschließend.