4-Tage-Woche endlich ernsthaft diskutieren

Dem aktuellen Arbeitszeitreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ist zu entnehmen, dass die Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland ihre Arbeitszeit reduzieren möchte. Demnach würden gerne 53 Prozent der Berufstätigen ihre durchschnittliche Arbeitszeit von derzeit 38,5 Stunden verkürzen, die knappe Hälfte der Beschäftigten würde ihre Arbeitstage auf weniger als fünf beschränken. 2021 leisteten Arbeitnehmer:innen in Deutschland rund 818 Millionen bezahlte und 893 Millionen unbezahlte Überstunden.

Dazu äußert sich Lena Saniye Güngör, Sprecherin für Arbeits- und Gewerkschaftspolitik der Fraktion DIE LINKE. im Thüringer Landtag wie folgt: „Bei den Beschäftigten in Deutschland ist bereits eine breite Zustimmung gegenüber Arbeitszeitmodellen erkennbar, die von der klassischen 40-Stunden-Woche abweichen. Die Arbeitsproduktivität hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesteigert, damit einhergehend stieg auch die Anzahl stressbedingter Krankheiten und psychischer Erkrankungen. Die Steigerung der Arbeitsproduktivität muss endlich mit einer Absenkung der Arbeitsbelastung verknüpft werden, um Produktivitätszuwächse bei den Beschäftigten ankommen zu lassen. Dazu gehört eine Absenkung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Gerade die Beschäftigten in Ostdeutschland und Thüringen würden davon profitieren. In Ostdeutschland müssen Tarifbeschäftigte durchschnittlich eine gute Stunde pro Woche länger arbeiten als ihre Kollegen in den alten Bundesländern. 38,7 Stunden Wochenarbeitszeit stehen dort im Schnitt in den Tarifverträgen, im Westen sind es hingegen nur 37,6 Stunden.“

Weiter führt Güngör aus: „In Thüringen gibt es bereits Unternehmen, die ihren Beschäftigten eine 4-Tage-Woche ermöglichen. In der „Dr. Eberhardt GmbH“ gilt seit dem 1. Oktober 2022 die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Auch das Unternehmen „Eichsfelder Leckortungs- und Bautrocknungsservice“ hat 2021 eine 4-Tage-Woche eingeführt. Es gibt also bereits sowohl Modellprojekte als auch schon längerfristig bestehende Zeitarbeitsmodelle einer 4-Tage-Woche in Thüringen, auf die man zurückgreifen kann. “

„Wir als Linksfraktion setzen uns für eine Nivellierung des Ost-West-Lohngefälles ein, verbunden mit einer Absenkung der Arbeitszeit der Beschäftigten bei vollem Lohnausgleich. Modellhafte Projekte in Thüringen beweisen, dass eine 4-Tage-Woche hierfür eine sinnvolle Lösung darstellen kann“, so Güngör abschließend.